Dienstag, 9. Dezember 2014

Dörfer der 1950er Jahre im Film

Eigentlich durch Zufall bin ich auf die Idee gekommen, einmal historische Filmaufnahmen von Dörfern anzusehen und sie, zunächst eher naiv, als Quelle für dörfliche Verhältnisse zu betrachten. Youtube bietet dazu schon ziemlich viel Material. Wir sitzen also seit einigen Wochen jeweils donnerstags im Seminar und sehen uns Filme an. Die Spannweite ist groß, wobei der Kontext oft unklar bleibt. Neben Werbefilmen, etwa der Hanomag oder von Deutz, finden sich Schulungsfilme (etwa einen aus der Schweiz) oder einfach Filme, die ohne Kommentar gezeigt werden oder kommentierte Heimatfilme. Die Diskussion über diese Filme ist bislang sehr intensiv gewesen. Die Frage, was wir dort sehen, was nicht und wie beides zu interpretieren ist, wurde immer wieder kontrovers diskutiert. Ob nun das frühere Landleben ein „schönes“ war oder nicht, läßt sich etwa anhand der Bilder nur ansatzweise beantworten. Über die Beziehungen der zu sehenden Menschen untereinander, über Hierarchien und Abhängigkeiten sagen die meisten Bilder zumindest auf den ersten Blick eben so wenig aus wie über das, was in den Häusern passierte.

Was wir regelrecht trainieren müssen, ist der genaue Blick auf das Abgebildete, wobei gleich mehrere Interpretationsansätze miteinander verknüpft werden müssen.

Dass wir gerade in der aktuellen Debatte über das Landleben und die Bedeutung der Landwirtschaft kritischer dörfliche Verhältnisse in der Vergangenheit untersuchen müssen, steht dabei für mich außer Frage. Dass diese dörflichen Idyllen (wie ich finde, waren es vielleicht welche und eher vermeintliche) auch vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund gesehen werden müssen (was haben etwa die Männer nur wenige Jahre vorher gemacht, die nun frohgemut während des Schützenaufmarschs durch das Bild ziehen?), stellt sich vielleicht erst beim dritten Blick auf den Film.

Die bei Youtube zu findenden Filme sind nur ein Ausschnitt dessen, was noch vorhanden ist, weshalb die Kooperation mit dem Kulturarchiv in Hannover verstärkt werden soll.

In einem zweiten Schritt sind wir gerade dabei, wichtige Publikationen zur Entwicklung des Dorfes auszuwerten, insbesondere die große Untersuchung über das Leben in zehn kleinbäuerlichen Dörfern.

Hier ein paar Beispiele mit knappen Kommentaren von mir:
Hanomag Werbefilm
http://youtu.be/azIwawHlkDk

Und hier DEUTZ
http://youtu.be/ke6s_AyBZ_w

Der große und der kleine Claas:
https://www.youtube.com/watch?v=rau9vKBMOm0

Landwirtschaft im Jahr 1958:
http://www.youtube.com/watch?v=xmYbOWnxCvU
Schweizer Film aus Oberyhl
Sehr eindrucksvolle Darstellung, in der auch die harte Landarbeit deutlich wird. Dabei auch der Tagesablauf einer Bauernfamilie und der Jahresablauf!
spielt zwar in der SChweiz, aber vieles kenne ich auch noch als Kind, auch das Düngen mit der Hand!
neben Traktoren werden auch noch Pferde eingesetzt und auch begründet; es scheint aber immer die Sonne!

https://www.youtube.com/watch?v=nVoa1AzGF2M
Wulkow um 1960, SW-Film
sehr schöne Aufnahmen, deutlich wird die harte körperliche Arbeit von Männern und Frauen!

https://www.youtube.com/watch?v=CSwmfZQyT4I
Film von 1942 unter anderem für das Gestellheuen, wieder aus der Schweiz
passt gut zu dem Schweizer Film von 1958, dazu als Beispiel wie vermutlich die Realität aussah: Wulkow 1960

https://www.youtube.com/watch?v=BgbnSyltoKY&list=PLkzxqQvJyGzmJHI0a7ZnUh0e7023uupDu&index=16

Landwirtschaft Unterfrittenbach, am Berg, hier auch Kinderarbeit , und wie beim Film von 1958 werden Kinder zur Ernte mit eingesetzt, Männer mit der Hand und erste Maschinen, interessant ist der Unterschied zu den Lehrfilmen!
In letzteren sind die Geschlechterrollen klar, die Leute sind gut angezogen, in letzteren arbeiten Frauen und Männer gemeinsam, sind die Arbeitenden verschwitzt und haben die Männer teilweise gewaltige Muskeln
Das Besondere sind allerdings die Arbeiten am Berg mit der Seilwinde,
und immer wieder Kinderarbeit

Die erwähnte Studie über die kleinbäuerlichen Dörfer wurde 1952 durchgeführt und 1972 wiederholt, hier die Publikationen dazu:
Dietze, Constantin von: Lebensverhältnisse in kleinbäuerlichen Dörfern: Ergebnisse einer Untersuchung in der Bundesrepublik 1952, Hamburg 1953.
Deenen, Bernd: Lebensverhältnisse in kleinbäuerlichen Dörfern : 1952 und 1972, Münster-Hiltrup 1975.

Samstag, 4. Januar 2014

100 Jahre Landleben im Fernsehen

Anna hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht:
http://www.ndr.de/fernsehen/epg/epg1157_sid-1467898.html

Gut, ich habe mal reingehört, aber das ist mir denn doch zu viel Idylle. Übrigens sind die Kirchgänger, die auf historischen Aufnahmen zu sehen sind, vermutlich aus Lindhorst. Wir hatten die Filmaufnahmen in den 1980er Jahren auf dem Dachboden der Schule gefunden und dann aufwendig restaurieren lassen.

Übrigens war das "Lehnswesen" keineswegs bis 1815 allgemeines Gesetz und warum nur bis 1815 und warum mussten die Bauern bis in die 1930er Jahre noch für das Lehnswesen bezahlen?
Ok, ich will nicht zu kleinlich sein  ...